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Klofrau war nicht der dreckigste Job, den Du gemacht hast

Ich neige ja sonst nicht zu Übertreibungen, aber dieses Buch hat das Potenzial, ganz Köln in die Höhe zu katapultieren. Dort oben hin, in die Lüfte, wo alles Traurige gleichzeitig tröstlich ist, wo alles Scheitern uns nur rührt, wo alles Maßlose nur menschlich ist und wo alles Tragische uns zu schallendem Gelächter hinreißt. Dieses für mich riesige, weltbewegende Werk besteht aus lauter kleinen, zarten, zutiefst bewegenden Begebenheiten und extrem lebendigen Dialogen, manche muten an wie aus einer Sitcom kopiert, so lebensnah und echt sind sie. Fast fühlte ich mich beim Lesen als aufdringliche Stalkerin, die der Protagonistin durch ihre Kindheit und Jugend hinterherschleicht, genauso verboten wie das, was die junge Iris miterleben muss. Und wodurch sie sich bis ins Erwachsenenalter als nicht dazugehörig fühlt, immer hintendran, immer defizitär. Kein Geld, keine Bildung, keine Ahnung, worüber sie mit Gleichaltrigen reden soll, dafür eine Menge Erfahrung, wie man sich behilft, wenn der Strom für Monate abgestellt wurde. Iris kämpft ums Überleben, genau wie ihre hoch verschuldeten Eltern, mit denen sie ihr Leben im Kölner Rotlichtviertel teilt. Trotz aller Armut, Einfachheit und Gewalt wird deutlich, dass ein Aufwachsen in prekären Verhältnissen nicht mit Lieblosigkeit oder Kälte gleichzusetzen ist. Im Gegenteil. Es ist komplex, kompliziert, verwirrend, überraschend und alles andere als klischeehaft.

Letztens sah ich die Tagesschau. Ich traute meinen Augen kaum, als eine Korrespondentin aus Berlin dort einen Beitrag sprach, ihr Name wurde eingeblendet: Iris Sayram. Ich freute mich diebisch und hätte am liebsten laut ihren Namen und „Du hast es geschafft!“ gerufen.

Ein Buchtipp von Ingeri Gay

Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783546100571
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