Die deutsche Erstausgabe des bereits 1929 erschienen Klassikers entführt uns ins brodelnde Leben Harlems der 1920er-Jahre. Mittendrin - zumindest nach einem Umweg über ihre Heimatstadt in Idaho und ein College in Kalifornien - die junge, ambitionierte Emma Lou. Erwartet sie zu Beginn noch beinahe das gelobte Land auf Erden, wird sie schnell enttäuscht von gelebten Vorurteilen und heftigem Rasissmus auch - oder gerade - innerhalb der afroamerikanischen Bevölkerung.
Das Bemerkenswerte dabei ist, dass Emma Lou eigentlich keine sonderlich sympathische Hauptfigur ist. Aber sie wirkt echt und ist nachvollziehbar in all ihren Handlungen, was mich dennoch an ihrem Schicksal teilhaben ließ. Mit ihr gemeinsam analysierte ich den internalisierten Rassismuss der Gesellschaft und v.a. auch ihren eigenen gelebten Rassismus. Ich beobachtete ihre Emanzipation und war wirklich sehr angetan vom Ende, welches Thurman für seine Geschichte gefunden hat.
Wer im Übrigen "Der Engel von Harlem" gerne gelesen hat, wird auch hier seinen Spaß haben. Nicht zu letzt, weil Wallace Thurman, der Autor von "The Blacker the Berry", eine Figur in "Der Engel von Harlem" ist.
Ein Buchtipp von Marina Bonzelet