Das hohe Ausmaß der Steuerhinterziehung, das sich sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern in einem beträchtlichen Umfang beobachten lässt, stellt für Staat und Gesellschaft ein gravierendes Problem dar. Aus der Sicht des Einzelnen kann Steuerhinterziehung dagegen als Ergebnis einer rationalen ökonomischen Entscheidung interpretiert werden. Empirische Untersuchungen zeigen allerdings, dass in der Realität trotz des hohen Ausmaßes der Steuerhinterziehung aufgrund der in der Regel niedrigen Strafen und der häufig sehr geringen Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, deutlich mehr Steuerehrlichkeit beobachtet werden kann, als es die traditionelle neoklassische Theorie vorhersagt. In der Literatur wird dieses Phänomen als „Steuerzahlerrätsel“ bezeichnet. Bei der Erklärung dieses Rätsels kommt der Steuermoral der Bürger, d.h. der Einstellung der Bürger zur Steuerhinterziehung, eine zentrale Rolle zu. Die Studie beschäftigt sich daher mit der Frage, was unter Steuermoral zu verstehen ist und wie man Steuermoral empirisch sinnvoll messen kann. Welche Faktoren beeinflussen die Steuermoral und welche möglichen Konsequenzen ergeben sich daraus für Politik und Wissenschaft? Mit einem erweiterten Modell zur Erklärung des Verhaltens der Steuerzahler für die Einkunftsarten der deutschen Einkommensteuer liefert die Studie eine Anregung zur weiteren wissenschaftlichen Diskussion über das Phänomen der Steuerhinterziehung. Darüber hinaus unterbreitet sie Vorschläge für politische Maßnahmen zur Verbesserung der Steuermoral.