Beschreibung
In einer Zeit, da von einer Krise des (politischen) Kabaretts gesprochen wird, weil wir andauernd von der Wirklichkeit als Realsatire eingeholt werden – ein Beleg dafür ist, dass
eines der besten Kabarettprogramme der letzten Jahre „nur“ aus der Präsentation von Abhörprotokollen und diversen Korruptionsaffären bestand, ist es naheliegend, das Komische in den Blick zu nehmen. Inzwischen werden auch in Deutschland Möglichkeiten und Grenzen von (politischer) Satire teils polemisch, jedenfalls kontroversiell diskutiert, wobei klar wird, dass der Umgang mit Humor und Komik im öffentlichen Diskurs auch viel über die jeweilige Verfasstheit einer Gesellschaft aussagt. Insofern scheint es für die Geistes- und Kulturwissenschaften angebrachter denn je, genauer über die Rolle des Lachens nachzudenken und aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.
Neben diesen gesellschaftlichen und politischen Beweggründen waren auch andere Faktoren für die Wahl des Themas ausschlaggebend. Die Satire als literarische Gattung sowie Ironie und Parodie als ein Bündel stilistischer und literarischer Verfahren ermöglicht es, die Frage nach den Kategorien, Strukturen und Funktionen des Komischen sowohl diachron als auch synchron zu stellen. Neben Fragen der Rhetorik, der Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte spielten verstärkt auch medienlinguistische Fragestellungen sowie kommunikationstheoretische Ansätze eine Rolle, die für alle Teildisziplinen fruchtbar gemacht werden können.
Inhalt
Fabrizio Cambi: Witz, Humor und das Komische in der Ästhetik
und im Werk Jean Pauls
Alessandro Fambrini: „Es ist jeder sein eigener Teufel“. Humor und Ironie
in den Erzählungen von Kurd Laßwitz
Marco Serio: Ironie, Satire und Parodie in Gustav Meyrinks Novellen
Magdalena Maria Gronau: „New Atheism“ vs. „Die Götter Griechenlands“.
Romantische Ironie in Erwin Chargaffs Essay Wehklage über das
Verschwinden der Dryaden
Wolfgang Hackl: Transformationen von Schnitzlers Reigen.
Helmut Qualtingers Parodien und Werner Schwabs Farce
Erika Wimmer: Angriffig. Otto Grünmandl und Markus Koschuh
als Repräsentanten des Kabaretts in Tirol
Klaus Amann: Ironie im Dienste politischer Agitation.
Walthers von der Vogelweide ‚Opferstock‘-Strophe und das
Spottgedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern (1346/47)
Fulvio Ferrari: Der Pfaffe Amis und die Vieldeutigkeit der Komik
Davide Bertagnolli: Lachen um des Lachens willen?
Zur Komik im Dieb von Brügge
Elisabeth Christensen: Den pfaffen und das weib wolt effen.
Klerus und Komik in Hans Rosenplüts Mären
Federica Ricci Garotti: Ironie als kommentierendes Handeln
in wissenschaftlichen Beiträgen
Manuela Caterina Moroni: Ironie und Intonation im privaten Gespräch
Daniel Pfurtscheller: Scherzen mit Bild und Text. Medienbilder und
Mediendesign in komischen Verwendungszusammenhängen
Heike Ortner: „Wir sind alle Versuchskaninchen ;)“. Galgenhumor in der
Online-Kommunikation über chronische Krankheiten