Manchmal sind die ganz großen Ideen doch eher unbekannt. Zumindest hatte ich noch nie von Albert Kahn gehört. Geschweige denn von seiner Idee ein Achiv des Planeten mit Fotos und Videos zwecks Völkerverständigung einzurichen. Den Grundgedanken kann ich gut nachvollziehen. Kenntnis und Toleranz fremder Kulturen ist auch in meinen Augen ein Grundpfeiler eines friedvollen Umgangs miteinander.

Alles, was Spaß macht und schmeckt, ist verboten in der Kindheit und Jugend der Protagonistin. Der Vater sieht, hört und riecht jeden Verstoß gegen seine Gesundheitsdiktatur. Und mit schlagender Ironie erkrankt gerade er unheilbar. Wie die Tochter ihn trotz aller absurden Anschuldigungen pflegt, ohne sich als Opfer zu fühlen, machte mir Gänsehaut, abgelöst von hysterischem Lachen. Ganz groß. Ein Buchtipp von Ingeri Gay

High-Fantasy ist mein liebstes Genre, wenn ich einfach mal aus der Welt verschwinden und abtauchen will. Magie, andere Welten und spannende Kämpfe machen mir einfach Spaß.

Mit einer zuweilen düsteren, aber fast auch poetischen Art nimmt uns Tiziano Scarpa mit ins Venedig zu Vivaldis Zeiten. Wobei eigentlich bekommen wir von Venedig kaum etwas zu sehen. Wir begleiten vielmehr die junge Cecilia bei ihrer Suche nach ihrer Herkunft, bei ihrer Suche nach sich selbst. Musik und gerade die von Antonio VIvaldi spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Mal rasant, mal langsam entfaltet Scrapas Schreibstil einen Sog voll beinahe schon morbider Faszination mit Höhen und Tiefen. Der Roman packte und beschäftigte mich ganz so wie Vivaldis Musik es vermag.

So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden … und eine Liebesgeschichte wie keine andere – für diese Zeit. (- aus dem Klappentext) Zweifelsfrei trifft alles aus diesem Satz auf "Englischer Harem" zu. Aber der Satz greift gleichzeitig etwas zu kurz, wie ich finde. McCarten schafft es ganz unterschiedliche Aspekte und Betrachtungsweisen einfließen zu lassen, ohne das der Roman überfrachtet wirkt.

Seit seiner Nevernight-Reihe gehört Jay Kristoff definitiv zu meinen Lieblings-Fantasy-Autoren. Kein Wunder also, dass ich mich auch seinem neusten Werk widmen musste, auch wenn dieses mit rund 1000 Seiten nicht gerade ein schmales Bändchen ist.

Ich stehe mit meiner Familie auf dem Bochumer Bermudadreieck. Vor mir bedeckt ein wonniger Berg aus Mayonnaise, Ketchup und Zwiebeln eine Schale Pommes-Currywurst. Dazu ein „lecker Pilsken“ in der Hand und dieses grammatikalische Wunderwerk von Sprache in den Ohren. In meinem Kopf singen Grönemeyer („Bochum“) und Westernhagen („Ich bin wieder hier in meinem Revier“) um die Wette. Wie sehr habe ich das alles vermisst! Dass mein Herz auch im Ruhrgebiet schlägt habe ich u.a. Hartmut zu verdanken.

Oscar Babel soll durch die Literarisierung durch seinen Schriftstellerfreund Daniel Bloch aus seinem Schneckenhaus gelockt werden und sein Leben wieder in die Hand nehmen. Doch die Texte haben eine derartige Wirkmacht, dass Babel bald zum neuen Messias zu avancieren droht, und Bloch sich selbst immer weiter verliert... Postmodern angehaucht für Fans des Films "Stranger than Fiction". Ein Roman, der alles vereint: Liebe, Selbstverwirklichung, Gesellschaftskritik und Humor.   Ein Buchtipp von Sonja Orfgen

Ähnlich wie die beliebte TV-Serie, wartet "Hotel Portofino" mit viel Glamour und altenglischem Charme auf, nur eben an der italienischen Riviera. Für Fans von Settings im englischen Adelsumfeld bleibt kein Wunsch offen: gutes Essen, Empfänge, (verbotene) Liebe, Intrigen, Bedienstete und viel verprasstes Geld. Dazu kommen das Meer und ein oder zwei Canaille für die Spannung.

Auch wenn man bereits nach kurzer Zeit meint, alles durchschaut zu haben, lohnt es sich sehr, dranzubleiben und sich überraschen zu lassen - von der Handlung, aber auch von sich unerwartet ergebender Zwischenmenschlichkeit. Auch immer wieder für Überraschungen gut ist die in dieser recht dystopischen Welt vermeintlich dem Untergang geweihte Natur: der Mensch mag ihr großen Schaden zufügen und sich trotz allem nicht ändern wollen, doch am Ende bleibt immer ein wenig Urtümlichkeit bestehen.   Ein Buchtipp von Sonja Orfgen