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Buchtipps - Romane

Ich bade gerne. Nicht nur in der erfrischenden Nordsee, der trägen Eider oder der heimischen Wanne, sondern auch in unserer Sprache. Es kann eine Wohltat sein, sich mit schönen Worten und Sätzen zu umgeben.

Das Mädchen steht in der Tür und hält mir lächelnd den Eisbecher hin. „Mit lieben Grüßen von der 4. Klasse der Elsa-Brändström-Schule“ sagt sie, dreht sich um und rennt zurück. Gerührt bleibe ich am Fenster stehen und sehe die Schüler vorbei ziehen; angeführt von ihrer Lehrerin, die offensichtlich die letzten gemeinsamen Momente genießt. Vier Jahre Lang hat sie ihr ganzes Herz in diese Schüler gesteckt, hat sie gepflegt und gefördert, wie man zarte Pflänzchen auf kargem Boden großzieht.

Ich hatte ein Huhn auf dem Schoß sitzen (warum, ist eine andere Geschichte), als mich der Verlagsvertreter vom folgenden Buch überzeugte:

Éric Vuillard hat ein grandioses Buch geschrieben. En miniature lässt er uns in einem Ton voll dunkler Lakonie in den großen Abgrund des nationalsozialistischen Deutschlands schauen. Es ist ein fast stummes Buch, so langsam und doch so dicht erzählt, dass einem der Atem stockt. Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt. Lesetipp von Florian Grundei

Ein furioser, kurzweiliger Roman! Manchester, 1958: Der ziemlich erfolglose Fotograf Titus Strings gerät durch einen Zufallsauftrag von der britischen Insel zur Brüsseler Weltausstellung und von dort aus auf Umwegen nach Österreich, auf die Spur seiner Geschichte. Ein wunderbar-humoriger Roman mit tollen Dialogen, der wie nebenbei die Nachwirkungen des Faschismus auf Täter und Opfer verhandelt.

Ich kann beim Lesen dieses bezaubernden, kleinen Romans nicht anders: ich denke, dass der Autor, genau wie der Protagonist, nur eines im Leben will, und das ist erzählen. Bis der Arzt kommt. Bis es Tag wird. Bis alles anders ist. Bis er gerettet wird. Und das macht er so charmant und geistreich und witzig, dass jeder seiner Geschichte, die sich erstaunlicherweise genau so ereignet hat, verfällt. Bis das Buch zu Ende ist. Bis ein neues von ihm erscheint. Er kann nicht anders. Lesetipp von Ingeri Gay

Aufmerksam geworden durch eine Radiosendung, las ich dieses kleine Juwel mit staunender Begeisterung. Die Tragik und Komik der Pubertät, die abgründigen Familienverhältnisse und die Macht der Freundschaft geben diesem Roman eine unglaubliche Dichte und Intensität, so dass man von allen vier Protagonistinnen nicht genug bekommt. Zauberhaft! Lesetipp von Ingeri Gay

Vor mir steht ein Filmdöschen. Vor seinem letzten Urlaub hat er es in der Buchhandlung liegen lassen. Darin lagen die abgezählten Münzen für die Zeitung, die er jeden Morgen gut gelaunt bei uns abholte. Letzte Woche haben wir ihn beerdigt. Der ganze Stadtteil hat ihn begleitet. Auf dem Friedhof, in der langen Reihe der Abschiednehmenden, sah ich links und rechts die Namen und Daten der Familien des Bonner Nordens. Jeder einzelne Stein erzählte von Leben und alle zusammen erzählen sie die Geschichte unserer Stadt.

Was der Rock 'n' Roll in der Musik, ist der Kriminalroman in der Literatur: Beide haben einen mitreißenden, aber gleichförmigen Aufbau in vielen Variationen und sind weltweit erfolgreich. Juchzend stürzt man sich als Buchhändler auf die besonderen Kriminalromane, die in ihren üblichen Mustern kleine Perlen beherbergen.

Ich scheine eine Schwäche für Bücher zu haben, die mich thematisch gar nicht interessieren. Ich kann mich nicht für Baseball begeistern, aber Chad Harbachs „Die Kunst des Feldspiels“ fand ich großartig. Auch mein Interesse für Boxen ist minimal, doch der Verlagsvertreterin sei Dank begann ich neulich Takis Würgers Debüt „Der Club“ zu lesen und habe es erst mit dem letzten Buchstaben weglegen können. Dieses Buch ist vom ersten Satz bis ins 
Lesebändchen ein meisterhaftes Buch!

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Schnitzel Surprise

Schnitzel Surprise

von Heitz, Markus

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